Mr. Hyde macht klare Ansagen!!!

Nach dem ganzen Gemecker hier muss ich den Herren auch mal loben. Denn meinen konstruktiven Vorschlag, mal bitte klare Ansagen zu machen, hat er sich direkt zu Herzen genommen. Das macht ja auch nicht jeder. Kann ich nicht meckern. Hatte mir nur das Ergebnis anders vorgestellt.

Der hangry See-Eklat endete damit, dass wir uns versöhnten und er nach Hause fuhr – nicht, ohne mir einen Teil seiner Sachen zu geben, damit er bloß nicht so viel tragen müsste. Ganz ehrlich, ich trage jeden Tag mehr Zeug in meine Handtasche auf einer Schulter zur Arbeit, als er in diesem Rucksack hatte. Aber ich bin ja auch nicht so groß wie er und hab weniger Rücken. Nun gut.

Am späten Nachmittag des nächsten Tages erreichte mich die Nachricht, sein Rücken sei jetzt voll schlimm, er habe eine Blockade.

Dazu ein Mmmpf-Smiley.

Ich schiele auf mein Handy, lege den PS4-Controller beiseite und frage mich, was ich damit jetzt anfangen soll. Irgendwie kommt mir der Ton vorwurfsvoll vor. Aber mein Gott, texten war ja noch nie so der Königsweg für gute Kommunikation. Das hatten wir ja schon etabliert.

Es sei denn, man ist ich – dann kann man sich mit Tastaturen besser ausdrücken als mit den Stimmbändern.

Kann ich also falsch verstehen. Irgendwie gibt es ja kaum etwas, dass ihn nicht auf die Palme bringt, wenn ich etwas sage, wenn ich so sage, wenn ich es anders sage? Was genau könnte helfen? Was führt zumindest nicht dazu, dass er wieder sauer ist?

Ich fege die Eierschalen unter meinen Füßen beiseite und schmeiße meine Bedenken hinterher.

Irgendwas muss ich wohl machen. Oft wollen die Leute ja nur, dass man ihnen zuhört und sie bemitleidet. Ist legitim. Ein bisschen Aufmerksamkeit, wenn es einem schlecht geht, sollte doch helfen.

Das tut mir leid. Kann ich irgendwie helfen? Soll ich vorbei kommen und dich betüddeln?

Er entschuldigt sich für seinen gestrigen Ausbruch. Oha. Ein Fortschritt.

Betüddeln ist anscheinend ein Ruhrpott-Wort, er kennt es jedenfalls nicht. Was das denn bitte heißen solle?

Ob ich was dafür im Kopf hätte, fragte er.

Was ich im Kopf hatte war betüddeln im Sinne von vorbei kommen, Wärmflasche machen, in den Arm nehmen und Mut zusprechen fürs Vorstellungespräch, sage ich.

Nein

Hab ich mir gedacht, antworte ich.

Während ich weiter schreiben will, kommt das als Antwort: „Ich liege auf ner Wärmflasche. Weiß nicht, ob mit mir zu sprechen funktionieren würde. Stop! Ich schreibe noch!!!!!!!

Ich war tatsächlich selbstbewusster, bevor wir uns getroffen haben.

Ach so und: NEIN! (Nein sollte man groß schreiben und mit Ausrufezeichen. Klare Ansagen!!!!!!!)

Lach-Wein-Smiley. Lach-Wein-Smiley. Lach-Wein-Smiley.

Achso eins noch: Wie du vielleicht mit bekommst, bin ich stinksauer, weil ich das Gefühl habe, ich führe morgen ein Vorstellungsgespräch unter erschwerten Bedingungen. Deshalb wünsche ich mir – klare Ansage – dass du dich nicht mehr meldest bis das morgen rum ist. Wobei eigentlich: Meld dich morgen mal den ganzen Tag lang nicht. Also heute nicht und morgen den ganzen Tag nicht. Ist das ok oder kannst du das nicht akzeptieren?“

Lach-Wein-Smiley – my ass.

Vorstellungsgespräch unter erschwerten Bedingungen. Und wie genau ist das jetzt meine Schuld?

Was gibt dir das Recht, so mit mir zu reden? Wie behandelst du mich? Weil ich Biest dir angeboten habe, dir Tee zu kochen und dich zu betüddeln?

Weil ich dir ständig Essen kaufe, mir deine Probleme anhöre, dich bemitleide und den Rücken kraule?

In welcher Welt hab ich das also jetzt bitte verdient?

In der Welt, in der ich das mit mir machen lasse.

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