Wunsch und Wirklichkeit

Der letzte Post ist lange her, weil ich jetzt wohl das habe, was man landläufig eine Beziehung nennt. Gut, oder? Ja.

Aber…das Wort ist wie ein Arschloch, es gibt immer überall eins. Ein ABER.

Habe ich mir das gewünscht? Ja. Hat es gut angefangen? Ja.

Und jetzt?

Well, schwer zu sagen – ist es nicht mehr gut oder sind meine Wunschvorstellungen absurd und naiv?

Möglicherweise.

Wie gesagt, es fing alles sehr gut an.

Erstaunlicherweise drehten sich die Dinge so langsam mit der Frage, was ich denn für Urlaubspläne hätte? Ich war ekstatisch, sozusagen – er will mit mir in Urlaub fahren! Naja, fast – er habe schon was geplant mit einem befreundeten Pärchen, andere Freunde besuchen in Kalifornien und ob ich nicht mit wolle?

Ehm, ja. Also ich will mit und ich habe mich wahnsinnig gefreut über die Frage. Mit anderen Leuten, die ich nicht kenne in Urlaub fahren ist allerdings für mich als schwer Introvertierte Schwierigkeitsgrad „Extra Hard“. Aber hey, wer wäre ich, da nein zu sagen. Geplant war das Ganze für August.

Ok, sage ich gerne – aber könnten wir nicht vorher mal, nur wir beide irgendwo ins Warme fahren? Das Wetter ließ für mich als Sonnenfreundin zu Sommerbeginn noch zu wünschen übrig, aber so eine Woche Spanien? Bisschen in der Sonne am Meer sein, rummachen, Wein trinken? So ein „Pärchenurlaub“? Das wäre ja fantastisch, dachte ich. Zugegeben, ich denke seit 20 Jahren das wäre fantastisch, aber die Gelegenheit dazu hatte ich nie.

Außerdem wäre es vielleicht schlau, vor einem größeren Urlaub wie Kalifornien mal zu schauen, wie das nur mit uns beiden funktioniert?

Turns out, er fand die Idee weniger amazing und bot an, ja wenn’s sein muss, dann würde er aber vor Ort arbeiten. Seine Urlaubstage seien heilig und die nimmt er nur im Winter. Nun gut, aber ich bin saufertig von zwei, zweieinhalb Jahren Corona und kein Urlaub und würde doch so gern? Naja, wenn’s sein müsste würde er sich auch was frei nehmen, gab er widerwillig nach endlosen Diskussionen bei.

 Zu diesem Zeitpunkt war mein Urlaubsfenster auf der Arbeit schon abgelaufen. Aber man kann ja auch die Zeit zuhause nutzen, also den Sommer. Schließlich müsse man im Sommer ja nicht weg fahren, es ist ja auch schön dann in Berlin, sagte er. Stimmt auch, dachte ich. Gut, dann freute ich mich also darauf, Sommerdinge mit ihm zu unternehmen. Zum See zu fahren. Abends draußen essen zu gehen oder einen Aperol zu schlürfen. Im Park sitzen.

Nun ja, wir taten das auch, aber nicht annähernd so häufig, wie ich es vielleicht gern gehabt hätte. Dazu muss man sagen: Er hat einen stressigen Job, kümmert sich um seine Eltern und hat viele Hobbies.

Und gefühlt, naja, es war immer was – mit den Eltern, Geburtstag von Freunden in anderer Stadt, Hobbies. Können wir jetzt vielleicht mal zum See fahren? Nein, es war was, zu müde, zu kaputt, krank, andere Dinge gehen vor. Ok, das war auch alles ernsthaft berechtigt.

Die letzten Wochen haben wir uns relativ wenig gesehen. Ein ganzes Wochenende Arbeit folgte auf einen Arbeitstrip, der bis ins Wochenende hinein dauerte.

Ja was will man machen. Am Samstag sollte er wiederkommen, am Freitagabend schrieb er mir: Nächste Wochenende Hamburg? Ob ich mitwolle?

Ich bin erstmal geplättet. Nächstes Wochenende? Da sollte doch endlich schönes Wetter sein und ich hatte mal gehofft, dass wir etwas Zeit zusammen verbringen können? Also zu zweit.

Von Hamburg hatte er mir schon erzählt, das sollte in erster Linie ein Musicalbesuch werden (Sechs Stunden Harry Potter) und ein Besuch bei Freunden. Den Freunden, mit denen Kalifornien angedacht war – die allerdings am Ende selbst nicht wollten.

Auch wenn mich das Musical so gar nicht interessiert, hatte ich gesagt, ich könnte ja mitkommen. Aber, da sind wir uns uneins: Ich finde es normal, dass man sowas auch mal mitmacht, wenn man auf die Aktivitäten nicht so Bock hat. Er nicht.

Es entzündete sich eine große Diskussion, ich war super angepisst, weil ich gehofft hatte, er würde – genau wie ich – nach den letzten Wochen gern etwas mehr Zeit mit mir verbringen wollen. Und das eben grade bei dem schönen Wetter, von dem Musical-Besuche jetzt weniger profitieren.

Nachdem sich die ersten Wogen geglättet haben (und ja, ich war pissig zu ihm) sage ich: Hör zu, ich kann auch mitkommen. Was ist denn der Plan? Es geht mir doch in erster Linie darum, dass man auch zusammen mal was plant – derzeit tänzel ich so rund um die Lücken in deinem Terminplan und das ist doch irgendwie nichts.

Danke, das würde er verstehen, sagt er. Und mit Hamburg, das sei noch nicht wirklich sicher.

Außerdem sei er es leid, hinter allen Leuten wegen des Kalifornien-Trips herzulaufen, ob wir also nicht beide allein dahin fahren wollten?

Yes! Ja klar, denke ich und freue mich.

Außerdem, denke ich, wenn seine Freunde in Hamburg noch nicht genau wissen, wann sie Zeit haben, dann biete ich ihm morgen an: Nächstes Wochenende machen wir hier was Schönes sommerliches in Berlin und suchen dann ein Wochenende im Herbst aus, wo wir nach Hamburg fahren. Seine Freunde können wir dann ja da treffen.

Oh, wie naiv. Am nächsten Tag treffen wir uns und er sagt: Ja, wie schnell könntest du dir frei nehmen? Hamburg ist jetzt fix und ich fahre schon Donnerstagsabend.

Ich – zu meiner Schande – ich breche einfach sofortly in Tränen aus. Weil, was genau von meiner Message zum gemeinsam planen ist da jetzt angekommen? Anscheinend nichts.

Er hingegen versteht mich nicht. Da ich doch nicht wirklich dahin wollte, müsste ich doch jetzt glücklich sein? Er sah ein Problem und hatte es gelöst, war wohl seine Sicht. Ich müsse doch auch zufrieden sein, dass er allein mit mir nach Kalifornien fahren wolle? War ich auch, allerdings hatte das mit der Hamburg-Sache grad wenig zu tun für mich.

Unsere Ansichten kriegen wir nicht unter einen Hut, wir reden und reden und einigen uns dann, dass wir in der Woche nach Hamburg mit besserem Planen anfangen.

Zumindest war das mein Eindruck. Ich mache mir also so ein möglichst schönes Sommerwochenende, während er in Hamburg ist. Und mache Listen und Pläne für Kalifornien.

Dabei packt mich die Vorfreude und ich denke das wird bestimmt alles am Ende noch super.

Wenn es in Wirklichkeit allerdings so gelaufen wäre, hätte ich diesen Post wohl kaum geschrieben.

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