Behalt das bloß, Internet!
Watt soll ick sagen, Freunde der guten Unterhaltung, der Markt ist dünn. So einiges von dem, was einem das Internet da in Sachen Männer anzubieten hat, kann es einfach gerne behalten. Liebend gerne. Wenn du mir DAS anbietest, liebes Internet, schrillen bei mir alle Alarmglocken.
So erhielt ich heute eine Nachricht von der Dating-App. „S. mag dich.“
Ok, schauen wir doch mal nach. S.
Sieht schonmal ganz gut aus.
Erster Text im Profil: „Rauchen, saufen, ungesunde Ernährung und keinen Sport. Aber sonst bin ich eigentlich echt nett.”
Ich halte ja durchaus viel von einem gepflegten Sterni am Späti, oder einem erlesenen Bio-Wein in der Möchtegern-Schicki-Bar. Aber wenn „saufen“ zu deiner Selbstbeschreibung gehört?
Echt jetzt? Bist du 14 und findest das irgendwie cool?
Nein, 43.
Mmh, sure.
Gut, eine Sportskanone bin ich nun auch nicht, aber ich arbeite irgendwie an mir selber. Macht keinen Spaß, aber einer muss es ja machen.
(Ja ok, full dicslosure: Ich wäre wahrscheinlich nie zum Sport gekommen, wenn ich einfach den Stoffwechsel der 20-jährigen Marla behalten hätte. Seuz.)
Rauchen, ja ok. Ich hab selbst oft genug mit dem Laster gekämpft, dann mal wieder nicht gekämpft, angefangen, wieder aufgehört usw. Ich verstehe also Suchtproblematik. Aber bin jetzt auch nicht schrecklich stolz drauf.
Gut, vielleicht will er ja erstmal seine schlechten Eigenschaften raushauen, um die Spreu vom Weizen zu trennen und dann mit Charme, Witz, Intelligenz und dem ganzen Brimborium zu beeindrucken?
Ich lese also weiter.
Er möchte gern der Größere in einer Beziehung sein.
Da hat er schonmal mein Profil nicht gelesen, denn ich bin größer als er. ER ist 176cm. Ist also nicht besonders schwierig, größer zu sein als er.
Weiter geht’s:
„Was ich wirklich suche: Endlich mal ne Frau treffen, in die ich lich verlieben kann und die mir nicht nach drei Wochen auf die Nerven geht….“
Joah, also. In meinem Kopf dröhnt gerade das Sirenengeräusch aus Silent Hill.
Das Modell über 40, Dauersingle und einfach nicht in der Lage, jemanden zu finden, „weil ich mich verlieben möchte wie mit 20, aber niemand verschafft mir das Gefühl, das ich vor 20 Jahren hatte“ – Hab ich schon zu oft gesehen.
Ein gutes Buch zum Singleleben, übrigens: It’s not you – von Sara Eckel. Über die Frage, die sich viele Langzeitsingles irgendwann stellen, ob es an ihnen liegt.
Und was soll ich sagen: Ja, es liegt an dir, lieber S.
Die Formulierung sagt so viel über dich, lieber S. – Du hast über dich selbst NICHTS zu sagen, außer, dass du gerne säufst und rauchst und Müll in dich rein frisst, aber eine Frau sollte dir mal was Besonderes bieten, oder? Damit du dich auch mal verlieben kannst?
Klar, vielleicht waren alle Frauen, die mit S. bisher ausgingen, schrullige Zicken. Possible.
Erfahrungshalber würde ich aber darauf tippen, dass er etwas sucht, das es nicht gibt – und an jedrm etwas auszusetzen hat. Sich nicht mit echten Menschen auseinandersetzen, sondern sagen, man könne sich halt nicht verlieben in diese Zicken, ist ja auch einfacher, oder?
Denn, lesen wir weiter in den Fragen des Online-Datings:
„Warst du in deinen bisherigen Beziehungen immer treu?“ Nein.
Wegen dieser Antwort habe ich manchen Männern schon abgesagt, freundlich, aber bestimmt.
Nein, danke.
Manche behaupten dann, sie hätten die Frage nicht verstanden oder „aus Versehen“ falsch beantwortet.
Ob du blöd bist, oder ein Arschloch, hab ich gefragt?
Nene, liebes Internet, det kannste behalten.
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