Bier, Ibuprofen, Fuck-(Up)

Merke: Auch ein schönes Date unter der Sonne im Park hat Kopfweh als Nachspiel, wenn du statt Essen nur Bier und Ibuprofen zu dir nimmst.

Twitter-Guy tauchte plötzlich wieder auf: Was ich denn so machen würde? Er könne ja mal vorbeikommen?

Was ich gerade machte war, mir im Treptower Park die Sonne auf den Allerwertesten scheinen zu lassen. Es war einer der letzten schönen Sommertage und ich hatte frei.

Und ich dachte darüber nach, dem Narzissten zu texten, der in der Nähe wohnte. Ganz, ganz schlechte Kombination. Aber, es geht immer noch schlechter. Beispiel folgt.

Ich wisse nicht so recht, ob ich beleidigt sei, sagte ich ihm. Weil wir einen Tag ausgemacht hatten und er einfach verschwunden war. Ja, aber er sei kurzfristig für die Arbeit nach Singapur geflogen.

Uuuuund? Da haben die kein Internet oder was?

Egal, ich bin dankbar für Gesellschaft in dem Moment, die mich von der Narzissten-Idee ablenkt und habe gute Laune.

Dann komm doch vorbei, sage ich ihm und schicke ihm meinen Standort.

Er bringt Bier mit und entschuldigt sich noch lang und breit– ich sage noch: Einfach Bescheid geben, ist ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?

Klar, das sei angekommen, meint er.

Am Ende nicke ich es ab und spüle meine zuvor vorhandenen Kopfschmerzen mit einer Bier-Ibuprofen-Mischung runter.

Es ist früher Nachmittag.

Und, was soll ich sagen? Meine Erwartung war nicht hoch – es schien mir irgendwie offensichtlich, dass er nur auf Sex aus war. Aber es war echt ein ganz schöner Tag dann.

Mir wird in der Sonne langsam zu warm und ich schwitze wie ein Iltis (schwitzen die überhaupt?) und ich fordere einen Szenenwechsel in den Schatten.

Ob das an ihm liege, dass mir so heiß sei, fragt er. Nee, ist echt warm, sage ich.

Ok, also er ist irgendwie noch interessiert, immerhin.

Wir trinken ein Bier nach dem anderen und es ist echt schön.

Die Situation ist auch insgesamt einfach erheiternd und irgendwie hot, weil wir beide wissen, dass wir mal Sex hatten – und uns wahrscheinlich beide nur noch dunkel daran erinnern können.

„Haben wir uns eigentlich vor fünf Jahren auch schon so gut verstanden?“ fragt er.

Keine Ahnung, ehrlich gesagt, glaube nicht. Vielleicht haben wir uns da aber auch nicht „normal“ unterhalten, weil ganz klar war, worauf es hinauslaufen sollte?

Wir knutschen irgendwann rum und reden.

Ich erwähne, dass ich mal ein Praktikum bei einer großen linken Tageszeitung mit drei Buchstaben gemacht habe und er drückt mich – er sei so schockverliebt.

Jaja, ist klar und so – aber Bier wirkt.

Er hat offensichtlich meine Geschichten hier gelesen, sagt nette Sachen, alles fein.

Wo wir jetzt eigentlich hingehen, frage ich, als es langsam dunkel und etwas kühl wird.

Er könne auch warten, sagt er. Ich: Bitte, was? Erstaunt mich dann doch.

Bei ihm würde grad aber renoviert, sagt er. Das gehe gar nicht.

Nun, bei mir zuhause sieht es aus wie Dresden 45 und das ist eher eine Unter- als eine Übertreibung.

Wir könnten ja auch ins Hotel gehen, sagt er und scheint tatsächlich nach einem Zimmer zu suchen.

Mein Gehirn ist da schon komplett im Hohlmodus, aber ich sage noch: Bist du dir sicher, dass zuhause nicht Frau und Kind auf dich warten?

Er lacht nur.

Wir nehmen ein Taxi zu mir nach Hause, kommen an einem schicken Neubau in Prenzl-Berg vorbei und er sagt was, das ich nicht ganz verstehe. Was? Ja der Dings, der hat da wieder an seinem Balkon was gemacht….ist ein Freund von mir…

Aha, sage ich….kennst du auch Dings & Dings? Sind gute Freunde von ner Freundin, die wohnen da auch. Kennst du die?

„Entschuldigung, wir müssen anhalten“ – sagt er. So im Scherz natürlich.

Ja, also am Rande kenne er die – was hieße schon kennen.

Eh, bitte was? Das kommt mir kurzfristig komisch vor – aber ich wische es weg.

Wir kommen bei mir an: Ich schäme mich für den Weltkriegszustand meiner Wohnung, aber whatever. Ich bin betrunken genug, dass es mich nur bedingt kümmert.

Am Ende fällt mir das ganze Daydrinking in den Rücken, ich bin vollkommen fertig mit der Welt, da ich seit dem Morgen nur ein paar Chips und ungeheure Mengen Bier zu mir genommen habe.

Er bleibt bis zum nächsten Morgen.

Ich will die Nacht nicht en detail rekapitulieren, aber mein Gesamteindruck war, dass man sich mal wiedersehen könnte und dass er das auch so sah. Jedenfalls äußerte er noch solche Sachen wie: „Falls wir mal einen Filmabend machen…“

Freitagmorgen haut er ab und ich eile mit meinen Bier-und-Ibu-Kopfschmerzen ins Büro.

Sonntagabend schreibe ich ihm: Jetzt warten wir aber nicht wieder fünf Jahre, bis wir das wiederholen, oder?

Da fingen die richtigen Kopfschmerzen allerdings gerade erst an.

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