Ein Sommer geht zu Ende
Anderthalb Wochen können so lang sein. So lange trage ich jetzt diesen Konflikt mit mir herum. Und er? Na, er hat Stress.
So viel Stress auf der Arbeit. Das tut mir auch leid. Am Freitag ging es mir so richtig dreckig und ich bat ihn um Nachricht. Nichts. Am Samstagabend meldet er sich spät, ob ich schon schlafe?
Ich überlege kurz, das zu ignorieren – weil jetzt wollte ich wirklich gerade ins Bett gehen. Aber nein, es geht mir nicht gut und ich tue mir selbst keinen Gefallen damit, die Zicke zu spielen.
Ich gehe also ans Telefon. Er hätte seine Gedanken noch nicht richtig geordnet, alles sei nur Chaos und er wisse noch nicht so richtig. Das ist ok, sage ich. Wir reden über andere Sachen, es ist ganz gut.
Das sei schön, sagt er – die guten Gespräche seien zuletzt immer weggefallen. Das stimmt, denke ich und gehe erstmal beruhigt schlafen.
Am Sonntag höre ich dann wieder nichts mehr, ich denke, nagut, lass ihn weiter durchatmen. Am Montag berichtet er mir von der Kernschmelze auf der Arbeit, auch nur vage. Ich biete an, dass wir darüber reden können, wenn er möchte.
Wir schreiben wieder über andere Dinge, ich versuche, supportive zu sein.
Ob ein Treffen gut wäre, fragt er Dienstag. Wie meine Erwartungshaltung daran wäre?
Ich sage ich weiß nicht, aber ganz sicher wird das hier nicht besser, wenn wir uns nicht treffen. Er habe so viel Stress und sei am Abgrund, er könne das jetzt nicht klären – auch wenn es irgendwann geklärt werden müsse.
Ich weiß schon gar nicht mehr, was eigentlich noch geklärt werden muss, denn beim Thema Urlaub habe ich mich ja schon geschlagen gegeben. Ich sage, ok. Was meine Erwartungshaltung wäre?
Einen schönen Tag zu verbringen. Zusammen aufwachen, zum See fahren, wo ich ihm den Kopf kraule und er darüber mault, dass es viel zu warm ist für Körperkontakt. Ein Eis essen, dann nach Hause fahren und etwas zocken.
Das höre sich sehr gut an, sagt er. Ok, und warum dann nicht am Samstag, sage ich?
„Donnerstag?“ ist die Antwort.
Nein, vor Samstag könne ich diese Woche leider nicht, sage ich. Ich würde das erste Treffen nach so viel Theater gern dann auch zelebrieren und nicht supergestresst sein, weil ich morgens wieder um 6 Uhr im Büro sein muss.
Stille.
Ich bitte um Antwort, da ich schon wieder ziemlichen Psycho schiebe und mich frage, was jetzt los ist.
Außerdem sind morgen und Freitag extrem stressige und wichtige Sachen auf der Arbeit los, ich bräuchte ein bisschen mentale Kraft.
Well, da habe ich wieder zu viel erwartet. Nein, er könne höchstens Sonntagabend, sagt er.
Am Wochenende hätte er seit letzten Sonntag schon dies und das geplant.
Ich bin baff. Einfach wieder bumm, wie mit der Faust in die Magengrube. Seit anderthalb Wochen sitze ich hier, mit hohem Blutdruck, mir ist schlecht, ich kann nicht schlafen, nicht essen.
Und ich will das hintenanstellen, weil er ja nichts klären kann gerade. Ok.
Wie soll ich jetzt ein Treffen überstehen, bei dem ich einfach so tue, als ob nichts wär? Das sehe ich grade nicht kommen. Alles, aber auch wirklich alles, was ich ihm die letzten Wochen gesagt habe, scheint nicht angekommen zu sein.
Ich bin wochenlang rumgelaufen und habe darum gebeten, dass wir mal einen schönen Sommertag zusammen verbringen.
Der Sommer sei doch noch nicht vorbei und da sei noch viel Zeit für, hieß es da.
Könnten wir nicht mal am Anfang der Woche überlegen, wer wann wie Zeit hat und wie man das unter einen Hut kriegt? Das hielt ich für einen konstruktiven Vorschlag.
Den Unterschied zum Status Quo hat er nicht gesehen. Ja also alles wie immer machen, meinte er da.
Da muss ich ihm Recht geben, es läuft alles wie immer.
Put another ‚x‘ on the calendar
Summer’s on it’s deathbed
There is simply nothing worse than knowing how it ends
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