FOBU, oder: Fear of Breaking Up:

Gar nicht so einfach, wenn man auf der anderen Seite steht. Ich hab mich oft genug darüber beschwert, wie beschissen ich abgesägt wurde. Aber kann ich es besser? Nein.

Die Angst vor dem Schlussstrich, Fear of Breaking up. Seit gut 14 Tagen beschäftige ich mich mit so gut wie nichts anderem. Bin ich es? Sind es meine Ansprüche? Ist es nicht bescheuert, zu denken, dass es mehr geben könnte?

Ich will absolut nicht die Person sein, die sich beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten verpisst.

Gefühle schwanken, Menschen sind manchmal scheiße drauf, machen Fehler – wer bin ich, deswegen NEIN zu sagen?

Wenn ich zum Sommer zurückspule, als es gut lief mit dem Mann, denke ich an dieses Lied:

If you were lost, I would light up the sky

Search the earth far and wide for you

I would crawl through the tall grass for miles

Across enemy lines for you

And if your sense of hope self-destructs

Know I’ll never give up on you

Nicht aufgeben.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Viel und ich hab viel darüber geschrieben.

Was ich damals dem Mann gesagt habe, als er mich wochenlang ignorierte, war: Es ist viel kaputt gegangen und ich will nicht aufgeben, aber wenn wir das reparieren wollen, dann braucht es jetzt einfach mehr Zeit zusammen. Ich muss ein bisschen mehr sehen, dass ich eben doch wichtig bin für dich.

Was passierte? Naja, er hat häufig beteuert, dass ich ihm wichtig sei. Aber was passierte dann? Nicht viel.

„Versteh doch, es geht mir nicht gut. Nein, ich brauche meine Zeit für mich. Nein, also wenn du jetzt enttäuscht bist, dass ich nur zwei Stunden Zeit habe, da habe ich keinen Bock drauf. Nein, also DA muss ich jetzt halt hin. Nein, dass kann ich nicht absagen. Nein, kannst du nicht zu mir kommen? Nein, also übernachten bei dir, das ist jetzt schlecht.“

Das Ding ist, ich weiß genau, es stimmt, es geht ihm gerade nicht gut. Und das tut mir sehr leid. Mein Zugang wäre jetzt, MEHR Zeit verbringen zu wollen mit einem Menschen, der mir wichtig ist. Wäre das nicht schon vor seinem Jobverlust so scheiße gelaufen, hätte ich jetzt wohl mehr Geduld.

Aber wo bleibe ich in der ganzen Nummer? Das werde jetzt noch eine Weile scheiße sein für ihn, hat er mir vor meinem Urlaub gesagt. Das verstehe ich. Ich erwarte nicht, dass ihm jetzt die Sonne aus dem Arsch scheint….aber ich kann auch nicht ewig darauf warten, mich wichtig zu fühlen. Wichtig für ihn.

Mir ist gleichzeitig sehr klar, dass es schwierig ist, mir dieses Gefühl zu geben. Denn die Kehrseite von seinem vermeidenden Beziehungstyp, das bin ich, ich fühle mich schnell abgelehnt. Das ist mir bewusst und ich arbeite dran, aber manchmal bin ich halt getriggert und reagiere auch über.

Ich weiß nicht, wie viele Nächte ich jetzt damit verbracht habe zu überlegen, was ich alles anders hätte machen sollen. Und die Antwort ist, war nicht gerade perfekt, aber ich tue mein Bestes. Ich baue manchmal Scheiße, aber ich denke drüber nach und ich kann viel ändern, aber ich arbeite halt dran.

Sich grundsätzlich überlegen, wie man mit dieser Dynamik umgehen kann, zwischen unseren Gegensätzen, das will der Mann nicht. Hat er mir schon vor dem Urlaub gesagt. Was machen wir dann hier?

„Es kann gar nicht alles deine Schuld sein, denn du erzählst mir ständig davon, was man alles als Kompromiss machen könnte“, sagte man mir letztens. Ups. Stimmt. „Aber er will ja den Kompromiss nicht mal besprechen.“

Das – das ist nicht ganz falsch. Auf seine Art glaube ich hat der Mann sich bemüht. Aber ist angekommen, was ich wirklich brauche? Ich glaube nicht.

Gesagt wurde viel, passiert ist wenig. Und dann passiert das, was in solchen Situationen eben passiert. Die Gefühlslage ändert sich mit der Zeit. Im Spätsommer, als ich noch so gut wie gebettelt habe um Aufmerksamkeit, da hätte Mann noch viel tun können.

Jetzt? Ich bin seit einem Monat wieder in Berlin und ich fürchte, der Zug hat den Bahnhof verlassen.

Ich wollte nicht aufgeben und habe lang genug damit gerungen.

Aber diese Idee, dass es besser wird, was ist das? Genau, Science-Fiction.

„Die Beziehung, die du mit einer Person hast, ist die Beziehung, die du jetzt hast – und nicht irgendwann in der Zukunft vielleicht.“

Und der Song, der jetzt nonstop in meinem Kopf spielt, ist ein anderer:

You dragged me down to a hole so deep
I’m crawling out on my hands and knees
I’d stick around but I know it’s gonna be
The end of me

Was bleibt? Die Angst vor dem Schlussmachen. Das Internet sagt:

Dr. Elizabeth Lombardo, a Chicago-based psychologist and author of A Happy You, has a name for this: fear of breaking up (FOBU). “The biggest component of it is ‘I’m never going to find someone else,’” says Lombardo. “It’s fortune-telling and catastrophizing. It’s the ‘I’m going to die alone and my cats are going to eat me’ thinking. And so we think it’s safer to stay in the relationship than to chance not having a chance at a relationship again. It’s the idea that something is better than nothing.”

Ich fühle mich ertappt. Das ist sicherlich ein Teil davon, warum ich nicht früher gegangen bin.

Neun Jahre bin ich in Berlin und du warst der einzige Mann, den ich mochte, der mit mir zusammen sein wollte. Und naja, es ist nicht so als wäre es vor Berlin wirklich besser gelaufen bei mir.

Am Ende ist das jedoch ein schlechter Grund, um nicht die Segel zu streichen. Für dich und für mich.

HEUTE

Heute habe ich Schluss gemacht. Am Telefon, denn er hat Corona und morgen fahre ich nach Hause für die Weihnachtsferien.

Aber doch nicht so, hat er gesagt. Jetzt so, einfach übers Telefon.

Da geb ich dir Recht. Kann man richtig scheiße finden. Und ich finde es scheiße von mir selbst.

Ich hab das nicht getan, weil es mir egal ist, also weil du mir egal bist, sondern weil ich es so lange mit mir rumgetragen habe, dass ich selbst nicht mehr konnte.

Es ist scheiße, es ist egoistisch. Aber es war an der Zeit. Ich kann nicht zwei Wochen bis ins nächste Jahr warten und so tun, als wäre nichts. Verstellen war noch nie meine Stärke.

Es tut mir wirklich leid und es schmerzt mich. Es ist vollkommen ok, wenn du mir das vorwirfst. Dein gutes Recht. Ich werde mir das auch selbst vorwerfen.

Aber wenn du sagst, ich hätte mal sagen sollen, was nicht stimmt oder was ich brauche – sorry, ich zweifle sonst viel an mir, aber ich bin mir sehr sicher, dass ich das getan habe. Bis ich es nicht mehr konnte.

Und ich habe hier viel darüber geschrieben, was für mich alles nicht gestimmt hat – das tut dir Unrecht.

Denn ich habe nie das Loblied auf dich gesungen, als es noch anders war. Du bist nicht schlecht oder falsch – du willst nur etwas anderes als ich.

Insofern, danke für alles, worüber ich hier nicht geschrieben habe. Ich hatte, wenn auch eine kurze, aber doch eine ganz tolle Zeit.

Ich hoffe, du findest, was du brauchst.

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