Reise-Lust: Klare Anweisungen

Ich bin ziemlich verlässlich, eine geschäftige Office-Biene, die ihren Job tut. Wie sich allerdings herausstellt, bin ich doch schlecht darin, klare Anweisungen zu befolgen.

Zunächst aber: Ja, er blieb länger. In Auckland hatte ich sowieso ein kleines Apartment gemietet, das Wohnmobil bleib draußen vor der Stadt.

Also die zweite Woche zusammen. Und es blieb schön. Mehr als schön. Wir haben nicht viele Touri-Sachen gemacht, mehr essen, trinken, Hand in Hand durch die Stadt laufen, kleine Küsschen und größere Workout-Sessions.

Immer noch sagt er viele nette Dinge, wir haben viel Spaß. Die Zeit verfliegt. Am Donnerstag wolle er aber fahren, um abends noch einen Freund auf dieser Veranstaltung zu sehen, den er schon ewig nicht mehr getroffen hat.

Mir entgleiten wahrscheinlich wieder die Gesichtszüge, in der Magengrube wird es etwas flau. Mein Flug geht am Samstag. Aber ja, irgendwann musste es ja so kommen.

Mittwochnachmittag daddelt er eine Weile auf der Couch am Handy rum, wie er das ganz gerne tut. Dann dreht er sich abrupt zu mir um und sagt: Weißt du, ich würde nicht erst in zwei Jahren nach Europa kommen wollen, nachher triffst du bis dahin jemanden und bist in love. Ich würde lieber dieses Jahr kommen, wenn ich noch relevant bin.

Ich bin wieder perplex. Das kam jetzt unerwartet. Und ist mehr als erwartet. Ich bin happy.

Abends sitzen wir draußen, essen einen Happen und trinken ein Bier in einer etwas schäbigen Gegend. Ein wahrscheinlich obdachloser Mann kommt vorbei, schaut uns beide an….sagt dem Mann mit Blick auf mich, er sei ein lucky man und er solle das nicht kaputt machen.

Jaja, sagt der Mann und der Herr zieht weiter.

Wir gehen noch in eine versteckte Cocktailbar und erstaunlicherweise wird er, der eigentlich ziemlich viel verträgt, etwas betrunken. Trotzdem oder gerade deswegen haben wir ein super gutes Gespräch über alles Mögliche und lachen extra viel.

Später daheim schläft er ein bisschen früh ein. Am nächsten Morgen entschuldigt er sich für das Entschlummern und sagt, er könne so nicht abfahren. Das sei ja enttäuschend.

So ganz sicher bin ich mir nicht, ob es ihm da nicht eher um sein männliches Selbstbild geht, aber gut, ich bin dankbar für mehr Gesellschaft.

Das gibt mir noch etwas Zeit, um irgendetwas zu sagen. Nur was genau? Dass ich ihn wirklich unbedingt wiedersehen will? Dass ich ihn ein bisschen mehr mag als ursprünglich geplant? Eher viel mehr? Ich habe keine Ahnung, wie ich das eigentlich sagen will und mir ist wieder flau im Magen.

Ob ich noch wisse, der Typ gestern, fragt er?

Welcher Typ?

Der Obdachlose.

Ach so, ja.

Der hätte Recht gehabt, sagt der Mann, er sei ein lucky Man.

Während ich vor mich hin schmelze, kuscheln wir noch ein bisschen (ja, wirklich) und er fügt hinzu: I think our connection is more than just a holiday romance.

Ich stimme zu.

Und, was soll ich sagen, ich habe krass versagt. Denn die Anweisungen meiner Freunde war:

Don’t fall in love over there.

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