Haseninstinkt, oder: Jagen und jagen lassen

Als Frau soll man sich jagen lassen. Aber was, wenn einen keiner jagen will? Selbst zu Pfeil & Bogen greifen? Will ich am Ende auch nicht.

(Foto: Sven Ziegler/Pixabay)

Die meisten Männer kann ich mir nur schwer dabei vorstellen, wie sie entweder ein Häschen erschießen oder mit Pfeil und Bogen das Wild für die Familie erlegen. No offense, ist auch besser so. Und doch heißt es ja immer, dass Männer diesen unglaublichen Jagdinstinkt haben. Die Frage ist aber, was macht man als Frau, wenn man nicht gejagd wird? Selbst zu Pfeil und Bogen greifen?

Das Problem dabei ist, dass ich nicht nur keinen Jagdinstinkt habe, ich habe das genaue Gegenteil.

Um beim bescheuerten Bild der Jagd zu bleiben, will ich zwar erlegt werden, aber nicht jagen. Was bin ich also? Ein selbstmüder Hase? Ein sexistischer Hase?

Selbst ist die Frau. Bekanntlich. Selbst bin ich mir bei allem anderen, was ich so tue. Entweder ich mache es selbst, ich lese nach wie’s geht, oder ich bezahle jemanden dafür. Zum handwerken, meine ich jetzt.

Warum sollte ich also nicht den ersten Schritt machen? Ich kenne Frauen, die hatten damit Erfolg. Und manchmal gibt es mir zu denken, dass meine einzige vernünftige Beziehung seit Jahren damit startete, dass ich dachte: Ach, scheiß drauf, dann red‘ ich jetzt halt mal mit dem. Wie schlimm kann’s schon werden?

Da war ich kurz davor, das Etablissement zu verlassen und wahrscheinlich hätte er mich gehen lassen, wie er selbst hinterher sagte. Erwies sich also als nicht ganz falsche Entscheidung.

Um fair zu sein, muss ich sagen, dass ich als ganz junge Marla schon ein paar Mal die Eigeninitiative ergriffen habe – und immer auf die Fresse geflogen bin.

Von meinem Ex-Freund habe ich mir dann immer anhören müssen, dass man als Frau seine Würde aufgibt, wenn man auch nur einen Handschlag selbst tut. Sich nach dem Date meldet, nach einem Date fragt etc….

Das finde ich allerdings nicht – von außen. Wenn es nicht um mich geht. Yes, you go girl, schreib ihn an! Aber ich? Fehlanzeige.

Es liegt nicht an antiquierten Vorstellungen von Geschlechterrollen bei mir. Denke ich.

Ist es Unsicherheit und die Angst vor dem Korb? Ja, auch.

Es ist auch ein Vorurteil meinerseits, den Männern gegenüber. Wenn ich mich als Frau zu sehr bemühe, ihm schreibe, mein Interesse kundtue, gehe ich davon aus, dass auch so mäßig interessierte Typen das – bzw. mich – dann „mitnehmen“. Stimmt das? Vielleicht manchmal? Andere würden wahrscheinlich trotzdem einfach nein sagen, andere sind vielleicht echt zu schüchtern oder was auch immer, um es selbst zu tun und würden sich freuen.

Viele verschreckt es aber wahrscheinlich auch, denn sie wollen ja dieses Jagd-Ding.

Ich hänge wohl sehr an der fixen Idee, dass mal jemand zu mir sagen könnte: Ey, ich find dich gut, lass das machen.

Gerade wollte ich schreiben, das sei so noch nie vorgekommen. Das stimmt aber nicht. Das ist vorgekommen, aber immer dann, wenn es für mich leider gar nicht in Frage kam. Dazu schreibe ich demnächst mal was.

Sagen wir, ich kann es an einer Hand abzählen und es gab immer triftige Gründe, die dagegen sprachen.

Macht es am Ende noch einen Unterschied, wer den ersten Schritt gemacht hat? Für mich ja.

Ich hab mich auch in ebendieser Beziehung manchmal gefragt, ob er mich überhaupt gut findet – oder gut genug? Denn irgendwie musste ich ja selbst alles einstielen.

Erklärt immerhin, warum er vor mir noch viel länger Single war als ich.

Dass das alles an mir liegt, ist mir klar. Auch Männer schreiben Frauen an und werden links liegen gelassen, mit Höflichkeitsantworten abgespeist. Und stehe ich eigentlich immer auf die Typen, mit denen ich am Ende auf Dates gehe? Nein, es sind meist nur diejenigen, die mir halt geschrieben haben.

Vielleicht wäre das also mal ein Vorsatz für das neue Jahr. Einfach mal selbst mehr hinterher sein? Nach einem zweiten Date fragen? Aber sollte man nach einem zweiten Date fragen, wenn man das erste schon öde fand? Well, das ist eine andere Fragestellung. Grundsätzlich brauche ich aber eine neue Strategie und da ist mehr Aktivität wahrscheinlich nicht verkehrt.

Wenn’s nicht laufen sollte, kann ich immer noch wieder zum Hasen mutieren.

1 Comment

  • Ich glaube der Anfang ist nicht so einfach. Ich möchte eine Frau kennenlernen doch wie fange ich es an. Zu Fragen. was kann ich tun um Deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Einfach so Fragen. Als Mann wünschte ich mir das auch die Frau etwas tut und nicht das erwartet wird das der Mann etwas tut. Wir sind alle gleichgestellt. Wer den Anfang macht das ist doch egal. Nur wie kommt man weiter, das ist doch die entscheidende Frage. Gruß Michael

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